Entgegen der Studienreisenden von früher hat sich der
Tourismus am Nil gewandelt. Unser Tour Guide beschreibt es so: Früher bereisten
die Menschen in Form einer Studienreise die altägyptischen Stätten. Heute
öffnet sich der Tourismus am Nil für alle Urlaubsinteressen – auch Gäste, deren
Hauptanliegen im Urlaub die schönen Strände in den Baderesorts am Roten Meer zu
Genießen gilt. Früher haben sich die Studienreisenden vor dem Antritt ihrer
Reise mit der ägyptischen Geschichte intensiv auseinander gesetzt. Heutzutage
stellen sich die Reiseführer auf ihre Gäste ein und erzählen in verständlicher bildhafter
Sprache die komplizierten Zusammenhänge der Gottheiten, Pharaonenstämme und
Religion.
Aufgrund der vielen Tagestouristen, vor allem in Luxor, aber
auch zum Schutz der Tempelanlagen, wurden in den letzten 15 Jahren viele Baumaßnahmen
umgesetzt. So dienen zum Beispiel dem leichten Aufstieg zum unvollendeten
Obelisk in Assuan einige Holztreppen auf dem Rosengranit-Steinbruch, anstelle
der steilen Rampe.
An allen Tempelanlagen gibt es seit einigen Jahren
Sicherheitskontrollen und eigens eine eigene „Touristenpolizei“ wurde vor
vielen Jahren vom Staat eingesetzt. Die Tempelwächter sitzen nach wie vor in
ihrem traditionellen Gallabia-Gewand in den Tempeln und achten darauf, dass
niemand diese wertvollen Tempel beschädigt.
Auf unserer Scout-Reise bin ich erschüttert über die leeren Tempel – heute Morgen in Kom Ombo waren wir die einzige Gruppe –, unser Schiff lag einsam am Nilufer und die wenigen Händler kämpften um jedes ägyptische Pfund, welches sie sich mit einem Verkauf von kitschigen Ketten oder Armbändern an uns erhofften. Ich bin im Zwiespalt mit mir selbst: Kaufe ich ihm etwas ab? Oder enttäusche ich ihn wieder – wie sicher bereits viele Touristen vor mir ihn schon enttäuscht haben? Ich ging mit leeren Händen zurück aufs Schiff, denn ich allein bin machtlos gegen die Armut, die hier so offensichtlich ist.
Es ist traurig zu sehen, dass die Tempel noch genau so
schön, vom gleichen warmen Sonnenlicht angestrahlt, und vom gleichen stahlblauen
Himmel umgeben sind wie auf meinen vergangenen Reisen – aber ohne die
Touristengruppen, die einst die Tempel bevölkerten.
Ich fühle mich nicht unsicherer als früher – für mich ist
Ägypten ein Zuhause und ich fühle mich wohl. Der Verkehr in Assuan ist typisch
chaotisch wie überall in Ägypten.
Das Leben in den Städten ist normal und laut wie immer. Auf
dem Basar in Assuan war es gestern Abend laut und bunt wie immer. Das Einzige
was fehlt, sind die Touristen.
Ich bin gespannt morgen auf Luxor und besonders Deir el
Bahari, dem Hatschepsut-Tempel – mein Lieblingsort auf dieser Welt! Das hier zu sehende Foto stammt von 2010, also aus einer Zeit vor der derzeitigen Krise.
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