Freitag, 14. Februar 2014

Ägypten - Gestern und Heute

Seit 1999 reise ich regelmäßig an das Land am Nil und habe bereits bei meiner ersten Begegnung mit der ältesten Hochkultur der Welt und ihren Hinterlassenschaften das Land schätzen und lieben gelernt.

Entgegen der Studienreisenden von früher hat sich der Tourismus am Nil gewandelt. Unser Tour Guide beschreibt es so: Früher bereisten die Menschen in Form einer Studienreise die altägyptischen Stätten. Heute öffnet sich der Tourismus am Nil für alle Urlaubsinteressen – auch Gäste, deren Hauptanliegen im Urlaub die schönen Strände in den Baderesorts am Roten Meer zu Genießen gilt. Früher haben sich die Studienreisenden vor dem Antritt ihrer Reise mit der ägyptischen Geschichte intensiv auseinander gesetzt. Heutzutage stellen sich die Reiseführer auf ihre Gäste ein und erzählen in verständlicher bildhafter Sprache die komplizierten Zusammenhänge der Gottheiten, Pharaonenstämme und Religion.

Aufgrund der vielen Tagestouristen, vor allem in Luxor, aber auch zum Schutz der Tempelanlagen, wurden in den letzten 15 Jahren viele Baumaßnahmen umgesetzt. So dienen zum Beispiel dem leichten Aufstieg zum unvollendeten Obelisk in Assuan einige Holztreppen auf dem Rosengranit-Steinbruch, anstelle der steilen Rampe.

An allen Tempelanlagen gibt es seit einigen Jahren Sicherheitskontrollen und eigens eine eigene „Touristenpolizei“ wurde vor vielen Jahren vom Staat eingesetzt. Die Tempelwächter sitzen nach wie vor in ihrem traditionellen Gallabia-Gewand in den Tempeln und achten darauf, dass niemand diese wertvollen Tempel beschädigt.

Foto: Heike Schulz

Auf unserer Scout-Reise bin ich erschüttert über die leeren Tempel – heute Morgen in Kom Ombo waren wir die einzige Gruppe –, unser Schiff lag einsam am Nilufer und die wenigen Händler kämpften um jedes ägyptische Pfund, welches sie sich mit einem Verkauf von kitschigen Ketten oder Armbändern an uns erhofften. Ich bin im Zwiespalt mit mir selbst: Kaufe ich ihm etwas ab? Oder enttäusche ich ihn wieder – wie sicher bereits viele Touristen vor mir ihn schon enttäuscht haben? Ich ging mit leeren Händen zurück aufs Schiff, denn ich allein bin machtlos gegen die Armut, die hier so offensichtlich ist.

Es ist traurig zu sehen, dass die Tempel noch genau so schön, vom gleichen warmen Sonnenlicht angestrahlt, und vom gleichen stahlblauen Himmel umgeben sind wie auf meinen vergangenen Reisen – aber ohne die Touristengruppen, die einst die Tempel bevölkerten.
Ich fühle mich nicht unsicherer als früher – für mich ist Ägypten ein Zuhause und ich fühle mich wohl. Der Verkehr in Assuan ist typisch chaotisch wie überall in Ägypten.
Das Leben in den Städten ist normal und laut wie immer. Auf dem Basar in Assuan war es gestern Abend laut und bunt wie immer. Das Einzige was fehlt, sind die Touristen.
Ich bin gespannt morgen auf Luxor und besonders Deir el Bahari, dem Hatschepsut-Tempel – mein Lieblingsort auf dieser Welt! Das hier zu sehende Foto stammt von 2010, also aus einer Zeit vor der derzeitigen Krise.

Foto: Heike Schulz



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