Sonntag, 16. Februar 2014

Deir el Bahari – Hatschepsut-Tempel

Wie befürchtet stand unser Bus allein auf dem riesigen Parkplatz dieses normalerweise von täglich tausenden Besuchern belagerten Platz in West-Theben. Lediglich eine Gruppe ägyptischer Jugendlicher – eine Großfamilie aus Luxor – hatte sich für den Besuch des Hatschepsut-Tempels herausgeputzt und hatte Spaß am Fotoshooting vor dieser grandiosen Kulisse. Die Familie lebt in Luxor. Besucht haben sie den Tempel schon unzählige Male: weil er so schön sei, so die Aussage des ältesten Bruders. Sie mögen es gerne, dass zur Zeit wenige Gäste da sind. So mussten sie den Besuch nur mit unserer Gruppe und ein paar wenigen Touristen teilen, die aus Süddeutschland angereist waren. Diese Familie hat es anscheinend wirtschaftlich noch nicht getroffen – sie haben bisher Glück gehabt.

Foto: Heike Schulz

Der Tempelwächter hingegen weinte fast, als ich ihn fragte, wie es ihm ginge. Er hat vier Kinder, eines davon geistig behindert. Er bekommt ein kleines Gehalt von der Altertümer-Verwaltung, aber seit die Touristen und somit sein Trinkgeld ausbleibt, ohne dies sein Lohn nicht für den Unterhalt seiner Familie ausreicht, geht der Kampf ums Überleben jeden Tag in eine neue Runde.
Er berichtete von einer deutschen Ärztin, die in Luxor die armen Menschen kostenfrei behandelt und zeigte mir seine Medikamente. Deutsche sind gute Menschen, meinte er und ich erzählte ihm, warum unsere Gruppe durch Ägypten reist. Wieviel er davon verstanden hat, weiß ich nicht.
Ich fragte ihn nach seinen Zukunftsplänen: Nur noch einen Monat würde er im Tempel arbeiten, denn er hat ein Boot, mit dem ich beim nächsten Besuch gerne mitfahren könnte. Er beschrieb mir noch genau, wo sein Schiff anlegt und freut sich auf ein gutes Geschäft. Die Hoffnung dieser neuen Perspektive strahlte aus seinen Augen, aber nur er glaubt wohl wirklich an diesen Traum vom Boot.

Foto:Heike Schulz

Diese Hoffnung auf bessere Zeiten erleben wir bei allen Ägyptern, mit denen wir sprechen. Wie alle Betroffenen mit diesem Schicksal umgehen, ist bewundernswert.

Foto: Heike Schulz

Der leere Parkplatz vor dem Hatschepsut-Tempel.

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